Mittwoch, 12. Dezember 2012

80 Jahre "Esprit"

Die französische Zeitschrift Esprit ist 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass fand eine Veranstaltung über einige unerwartete Verbindungen - über "compagnonages inattendus" - dieser Zeitschrift mit einigen bekannteren Intellektuellen statt: Foucault, Illich und Castoriadis. Auf der Webseite von Esprit kann man sich die interessanten Beiträge anhören. François Dosse, unter anderem Autor einer Geschichte des Strukturalismus, und Daniel Mothé, seinerzeit Mitglied der Gruppe Socialisme ou Barbarie, wichtiger Autor der gleichnamigen Zeitschrift und später Arbeitssoziologe, sprechen über Castoriadis und dessen Beziehung zu Esprit. Man erfährt u.a. am Rande, dass Dosse offenbar an einer "intellektuellen Biographie" von Castoriadis arbeitet.

Capital as Power

In den zurückliegenden Jahren – und noch einmal verstärkt unter dem Eindruck der großen Rezession seit 2008 – war viel vom neuen „Finanzmarktkapitalismus“ die Rede, dessen besondere Krisenanfälligkeit häufig in der zunehmenden, höchst problematischen Abkopplung der „Realwirtschaft“ von den „fiktiven“ Transaktionen auf den entfesselten Finanzmärkten gesehen wird. Jonathan Nitzan und Shimshon Bichler, der eine Politische Ökonomie an der York University in Toronto lehrend, der andere an Universitäten in Israel, schlagen mit der Konzeption von „Capital as Power“ eine ganz andere Lesart vor. Nach ihr bilden nämlich „Finanz“ und „Finanzialisierung“ schon von Anfang an den eigentlichen Kern kapitalistischer Wirtschaftsentwicklung, und die am benchmark der „Kapitalisierung“ orientierte Machtsteigerung der Kapitale wirkt als Motor ihrer Dynamik.

So beginnt meine "Notiz zu einem neuen Forschungsansatz und einer Konferenz" in der gerade erschienenen Nr. 16 der Mitteilungen aus dem SOFI. Wer möchte, kann hier weiterlesen.